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Verhältnismäßig schön: Ein Buchprojekt zwischen Diagrammatik, Ästhetik und Nachhaltigkeit

Verhältnismäßig schön ist ausgezeichnet: Die Raymond Loewy Foundation hat das Konzept und die Gestaltung des Buches mit einer „Besonderen Anerkennung“ beim Lucky Strike Design Award gewürdigt. 

Die Bildsprache der Covid-19-Pandemie zeigt: Für eine adäquate Vermittlung komplexer systemischer Zusammenhänge sind gelingende diagrammatische Visualisierungen unverzichtbar. Das gilt auch und gerade im Kontext der Nachhaltigkeit, denn dieses Buch belegt: Diagrammatik prägt nicht nur die Ikonographie der Pandemie. Vielmehr ist auch das visuelle Gesicht der Nachhaltigkeit ein durch und durch diagrammatisches – vom »3-Säulen-Modell« bis zu den »Planetary Boundaries«, von »The Limits to Growth« bis zu aktuellen wissenschaftlichen Publikationen.

Die epistemischen und ästhetischen Potenziale diagrammatischer Visualisierung bleiben jedoch allzu oft unentdeckt, dabei haben wir es mit einer uralten Kulturtechnik zu tun, die sich bei näherer Betrachtung gar als anthropologische Konstante herausstellt. Höchste Zeit also, die epistemischen und ästhetischen Dimensionen der Informationsvisualisierung im Hinblick auf eine Diagrammatik der Nachhaltigkeit zu untersuchen. Denn nur wenn diagrammatische Visualisierungen gleichermaßen vermittelnd, versinnlichend, valide und vertrauenswürdig sind, sind sie auch: verhältnismäßig schön.

Von der diagrammatischen Bildsprache der Pandemie zur Relevanz der Informationsvisualisierung als Komplexitätskommunikation

Seit Beginn der Covid-19-Pandemie konstituieren Infografiken und Datenvisualisierungen die Wahrnehmung der Krise und prägen ihr visuelles Gesicht. Das wundert nur auf den ersten Blick, denn Informationsvisualisierung ist elementar für die Kommunikation komplexer systemischer Herausforderungen und Krisen. Dazu zählt geradezu modellhaft die Covid-19-Pandemie – aber auch der Klimawandel und die Überschreitung anderer planetare Belastungsgrenzen. Das Potenzial diagrammatischer Visualisierungen bleibt leider allzu oft unentdeckt, dabei haben wir es doch mit einer uralten Kulturtechnik zu tun, die sich bei näherer Betrachtung als anthropologische Konstante herausstellt. 

Das epistemische und ästhetische Potenzial diagrammatischer Vermittlung

Von steinzeitlichen Höhlenmalereien über grafische Kosmogonien im herrlichen Prachtatlas Catalan bis zu den ersten abstrakten Datenvisualisierungen William Playfairs, von Florence Nightingale bis zum OPTE Project, von der Vorzeit bis zur Gegenwart: Die epistemischen und ästhetischen Dimensionen der Informationsvisualisierung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Kulturgeschichte. Höchste Zeit also, das Wesen des Diagrammatischen wieder zu entdecken, denn die besonderen Eigenschaften von Diagrammen als Scharnier zwischen Anschauung und Begriff, zwischen Ansicht und Einsicht sind regelrecht prädestiniert für eine komplexitäts- und nachhaltigkeitsgerechte visuelle Kommunikation. 

Die diagrammatische Ikonographie der Nachhaltigkeit

Die Bildsprache der Nachhaltigkeit oszilliert zwischen banalem Kitsch auf der einen Seite und diagrammatischen Darstellungen auf der anderen Seite. Vom »3-Säulen-Modell« über die »Planetary Boundaries« bis zu den »Sustainable Development Goals«, von »The Limits to Growth« über das »Hockeyschläger-Diagramm« bis zur »Keeling-Kurve«: Sowohl das Bildrepertoire der Nachhaltigkeit als Gesamtphänomen als auch ihre Kommunikation und Rezeption sind diagrammatisch geprägt.  Ein gesteigertes Bewusstsein für qualitativ hochwertige diagrammatische Darstellungen würde daher die Qualität der Nachhaltigkeitskommunikation und -rezeption signifikant erhöhen.

Anwendungskriterien nachhaltigkeitsgerechter Diagrammatik

Diagrammatische Informationsvisualisierung im Kontext der Nachhaltigkeit muss mehr leisten, als lediglich allgemeine Gestaltungsgrundsätze für gelingendes Informationsdesign zu berücksichtigen. Vielmehr muss sie spezifische Kriterien der Nachhaltigkeitskommunikation anwenden, um letztendlich vertrauenswürdig, vermittelnd, valide und adäquat versinnlichend zu sein.